Zwei Typhoons in 1:72

 

Typhoon FGR4 in Fairford 2014 (Foto: Immler)
Eurofighter IPA3 in Manching 2015 (Foto: Immler)

Schon lange wollte ich einen Eurofighter in 1:72 bauen.
Was mich bisher abhielt waren einige ungelöste Probleme beim Bau von Details und die Frage: Welche soll es nun werden…
Die Frage ist geklärt: Gleich zwei wurden es.
Insbesondere die „Sandy Six“ gefällt vielen als Sonderanstrich nicht.

Prima- dann habe ich ein Alleinstellungsmerkmal. Ein Typhoon mit Retro-Hurricane-Lackierung der Middle-East RAF. Das hat was.

Verwendet wurden die Hasegawa-Bausätze, hauptsächlich wegen der besseren Passgenauigkeit gegenüber Revell.
Einige Details wie das Fahrwerk kommen wieder von Revell, da hier die Detaillierung besser ist.

Hauptproblem, weshalb ich lange keinen Typhoon gebaut habe, war der Auslaß der Grenzschichtabsaugung:

Er ist meiner Meinung nach so prominent, daß man ihn nicht einfach als Relief darstellen kann, wie sämtliche Bausatzhersteller.

 Die Lösung sah so aus:

  1. Die waagerechte Strebe durch einen ca. 0,1 mm tiefen Sägeschnitt ersetzen. (Mit Rasierklingen-Säge)
  2. Die schrägen Lamellen ohne Rücksicht auf die Überbleibsel der waagerechten Strebe tiefer gravieren.
  3. Von hinten den Rumpf mit dem Skalpell dünner schaben
  4. Mit dem Skalpell vorsichtig die Lamellen öffnen
  5. Mit einer Messingbürste VORSICHTIG die Grate versäubern
  6. Die neue waagerechte Strebe aus gezogenem Gussast in die Sägekerbe aus Punkt 1 einsetzen
  7. Aus Sheet die Innenwand des Lufteinlaufs andeuten

Schon fertig….

Ein weiteres Problem waren die Lufteinläufe.

(Weshalb bauen wir überhaupt in der Freizeit Modelle, wenn es da nur Probleme über Probleme gibt? Wäre eine interessante Frage für einen Psychologen 😉

Hier kommt Olymp zu Hilfe.

Na ja, zum Teil wenigstens. Problem ist, daß die Intakes im vorderen Bereich erst bei Montage des Flügels mit dem Rumpf ihr Profil erhalten. Hier klaffen aber im Übergang von Hasegawa zu Olymp 3-4 mm Spalte.

Spachteln und schleifen sind da fast nicht möglich. Zudem muß der vordere graue Teil der Intakes auch noch vorher lackiert sein.

Die Übergänge habe ich aus Tamiya-Tape gemacht, welches mit Sekundenkleber getränkt wurde. Der Innenanstrich in weiß erfolgte im Tauchverfahren. Im fertigen Zustand sind die Übergänge fast nicht mehr zu sehen.

Auf den Fotos sieht es kruder aus, als es in Wirklichkeit ist.

Der Rumpf muß auf der Oberseite leider ziemlich komplett nachgraviert werden.

Bei den Tragflächen bin ich vom Bauplan abgewichen. Zuerst wurden die Tragflächen-Oberteile an den Rumpf geklebt, dann erst die Unterseite.

Im Ergebnis ergibt das weniger Spachtelstellen auf der Oberseite.
Nun muß man zwar ein bisschen auf der Unterseite spachteln, das fällt aber kaum auf.

Den Auslass des Wärmetauschers am Seitenleitwerk habe ich mit vielen kleinen Bohrungen vorgearbeitet. Anschließend wurden mit der Graviernadel die Bohrungen zu einem langen Schlitz verbunden.
Die Unterteilungen bestehen aus 0,1 mm Sheet und wurden zwecks des handlings größer gelassen. Anschließend werden sie bündig abgeschnitten.

Weiter geht es mit dem Fahrwerk (Revell, mit Bleidraht verkabelt)

Bei den Fahrwerksschächten habe ich etwas vereinfacht und die Eduard-Ätzteile genommen sowie nur ein bisschen mit Bleidraht verkabelt.

Die Schleudersitze sind von Pavla.

Das Gurtzeug wurde abgeschabt und durch Eduard Ätzteile ersetzt.

Weiter geht es mit der Bewaffnung:

Die 1000 Ib Enhanced Paveway II sind vom Revell Tornado Bausatz. Der Kabelkanal für den GPS Empfänger besteht aus plattgedrücktem Bleidraht.
Die EPW IV lieferte Eduard. Leider ohne das Zwischenstück, das aus Sheet gebogen und geschliffen wurde. (Helles Teil auf dem Bombenkörper)

Bei den Suchköpfen (rechts auf dem Bild) wurden Hasegawa Teile von hinten so lange vorsichtig ausgefräst, bis nur noch ein schmaler Ring, sowie die 4 Streben übrig bleiben. Zugegeben, das klappt nicht beim ersten mal. Da ich das schon seit Jahren bei meinen Paveways so mache, hab ich mittlerweile etwas Übung drin, wenngleich die Finger danach immer etwas malträtiert sind…

Hier die gesamte Außenlast der beiden Typhoons. Neben den Paveways sind dies:

-Lintening Pod (von Dr Pepper Resin) Bitte niemals den von Skunkworks/Kinetic nehmen. Der ist erheblich zu schmal im Durchmesser.
-Für den Britischen Daten-Pod wurde ein Sidewinder-Körper verwendet, auf den Halbschalen eines Evergreen-Rohres geklebt wurden.
-Die ASRAAM ist von Hasegawa mit Ätzteilflügeln
-Die IRIS-T ist ebenfalls aus dem Bausatz mit dünner geschliffenen Steuerflächen. Die Strahlruder im Heck wurden mit gezogenen Gussästen nachgebildet, nach dem dieses aufgebohrt wurde.

Beide Domschutzkappen bestehen aus HO-Blinklichtern, die in die jeweilige Form für ASRAAM, bzw. IRIS-T geschliffen wurden. Bei der ASRAAM-Kappe gibt es noch eine kleine Öse aus Bleidraht.

Nun zu den Abziehbildern:

Beim IPA 3 sind die Decals ein Mix von Hasegawa und Revell.

Das Eurofighter-Logo wurde selbst gedruckt, das WTD-Wappen stammt von AirDoc, die Bayern-Rauten vom alten Revell-Protoyp-Bausatz.

Bei der FGR-4 der 6Sqn sind die Decals von Combat sowie Hasegawa.
Den Sonderanstrich liefert XTradecals

Lackiert wurden beide Flieger mit Gunze.

Für die Luftwaffe: FS 35237 (337) mit ein paar zusätzlichen Tropfen blau.
Für die RAF: Bareley Grey (334), Middle Stone (71), Dark Earth (72)
Das Radom und die diversen anderen Flächen mit Revell Aqua75 Steingrau.
Es war das erste Mal, daß ich Revell Aqua verwendete. Ich war ganz zufrieden damit.

Beim Bau der Kanzeln brauchte ich noch einige Zeit zum Überlegen. Laut Bausatz sind sie leider nicht zum Öffnen gedacht. Hier musste eine Lösung her, die entsprechend stabil ist, da die scratch zu bauenden filigranen Öffnungsmechanismen die Haube kaum halten werden.
Zudem hat der Eurofighter am Cockpitrahmen Dichtprofile für die ich noch eine Lösung benötigte, wie das im Modell dargestellt werden soll.

Als stabile Befestigung für die Kanzeln entschied ich mich, von hinten ein Loch in den Kanzelrahmen zu bohren und einen Stahldraht einzusetzen. Das klappte glücklicherweise ohne beschädigtes Klarsichtteil.

Der Strebebogen in der Kanzel des Doppelsitzers kommt von Eduard (Für den Revell-Bausatz) Damit das richtige T-Profil entsteht, habe ich dünnes PVC-Klebeband mit Sekundenkleber auf das Ätzteil geklebt.

Für die Darstellung der Dichtprofile wurde eine Lösung gefunden. Ich verwendete Bleidraht, da er sich leichter biegen lässt als Kupfer.

Thema war nun nur noch, wie die Verschränkungen auf der Unterseite des Rahmens symmetrisch herzustellen sind.

Hierzu habe ich mir eine kleine Lehre gebaut und den Bleidraht mit einem Schraubendreher vorsichtig zwischen den weißen Evergreen-Streifen gedrückt.

Somit sollte symmetrischen Dichtprofilen nichts mehr im Wege stehen.

 

Die Darstellung der Dichtprofile hat wie geplant funktioniert: 

Noch ein Foto des Cockpits kurz vor der Fertigstellung:

Die Konsolen bestehen aus bedruckten Ätzteilen. Dies ist zwar nur eine zweidimensionale Darstellung. Jedoch hat der Eurofighter mehrere gelb-schwarz gestreifte Paneele, die sich so nicht malen lassen. Um etwas Plastizität zu erzeugen, wurden gezogene Gußäste als Schalter einzeln aufgeklebt.

Weiter zur Bewaffnung: Enhanced Paveway 2 kurz vor der Endmontage:

…und fertig!!!

Zuerst der IPA3

Und dann noch der Canopener:

Die Verwendung der Nozzles von Olymp hat sich gelohnt:

…von unten mit voller Beladung:

Michael Immler (März 2019)