Modellbau-Tipp: Gezogene Gussäste

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Jeder hat schon mal davon gehört oder gelesen. Aber wie funktionert das eigentlich und was können wir daraus machen?

Diese Technik ist so alt wie der Plastikmodellbau und braucht keine besonderen Hilfsmittel. Das Rohmaterial fällt praktisch als Rest bei jedem Bausatz an: Die Rahmen, an denen die Teile befestigt waren. Sie bestehen aus Polystyrol. Das ist ein Thermoplast der sich unter Wärmeeinwirkung bearbeiten lässt. Dazu brauchen wir eine Wärmequelle, z. B. eine Kerze oder ein Teelicht.

waermequelle

Zunächst schneiden wir ein ausreichend langes Stück des Gussastes ab. Ausreichend vor allem um die Finger vor der Hitze zu schützen. Die Mitte des Stücks, das wir mit beiden Händen halten, platzieren wir über der Kerzenflamme. Nicht zu nah, damit das Material kein Feuer fängt. Drehen sorgt für gleichmäßige Erwärmung.

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Das Rohmaterial: Die Gussäste, an denen die Teile befestigt waren.

Wenn die Mitte des Gussastes anfängt, sich nach unten zu biegen, ist das Material bereit zum Ziehen. Das Stück von der Flamme entfernen und zügig bis zur gewünschten Länge und Dicke auseinanderziehen. Zum Abkühlen am besten senkrecht hängen. Dadurch wird der gezogene Gussast gerade.

Solange das Material heiß genug ist, können wir es über einer Kante oder einem runden Gegenstand auch in entsprechende Form biegen.

Sicher klappt das nicht beim ersten Mal perfekt. Übung bringt hier eine Menge und daher der Vorschlag, sich einfach mal eine Stunde mit ein paar alten Gussästen und einer Kerze hinzusetzen und einige Probestücke zu machen. Die dabei entstandene Teile kann man aufheben und hat dann gleich einen Vorrat für spätere Projekte, ohne jedes Mal mit Kerze und Feuer hantieren zu müssen.

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Das Ergebnis: gezogene Gussäste in unterschiedlicher Dicke für Antennen, Hebel, Streben und vieles mehr.

Was kann schiefgehen: Manches Plastikmaterial eignet sich schlecht zum Ziehen und reißt zum Beispiel. Dann einfach Gussäste eines anderen Herstellers testen. Die nötige Zeit und den besten Abstand muß man immer durch Probieren ermitteln. Große Verluste gibt es dabei nicht, schließlich betreiben wir hier Resteverwertung. Also nur Mut! Etwas Vorsicht ist aber immer gut beim Arbeiten mit Feuer. Daher möglichst vorher den Arbeitsplatz aufräumen und besonders brennbare Flüssigkeiten wie Verdünnung und Kleber in ausreichendem Abstand in  Sicherheit bringen.

Und nun viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!

Euer Stefan von der SIM