Die legendäre Fairey Swordfish war ein guter Torpedobomber, galt aber schon bei Kriegseintritt als veraltet. Und obwohl deren Nachfolger Fairey Albacore noch gar nicht in Dienst gestellt war, dachte die Royal Navy schon weiter und beauftragte bereits 1937 den Hersteller dieser beiden Typen mit der Entwicklung der übernächsten Generation. Sie ging davon aus, dass auch die Albacore bald wieder zum alten Eisen gezählt werden muss, denn sie war (genau wie die Swordfish) ein Doppeldecker! So entstand der erste Eindecker-Torpedobomber des Fleet Air Arm, wenn auch mit Startschwierigkeiten.
Das Rolls Royce Exe Triebwerk, ursprünglich für dieses Muster geplant, wurde nie gebaut. Auf Merlin-Triebwerk umgerüstet, startete nach drei Jahren Entwicklungszeit am 07.12.1940 der erste Prototyp in die Luft. Doch man gab (noch) den älteren, bewährten Mustern den Vorrang und so begann die Serienproduktion erst im Mai 1942. Die Firmen Westland, Blackburn und Boulton Paul erhielten Lizenzen, um die geforderten Mengen auch produzieren zu können. Das Modell stellt eine Mk.II dar, die Version mit den größten Stückzahlen. Als spektakulärster Einsatz der Barracuda gilt der Angriff auf das deutsche Schachtschiff “Tirpitz” am 03.04.1944. 42 Maschinen flogen mehrere, wenn auch nicht entscheidende Angriffe gegen das deutsche Schlachtschiff an der Küste Norwegens. Die mit Griffon-Triebwerken ausgestattete Mk.V war der Schlusspunkt dieser Entwicklung. Sie kam für den Kriegseinsatz zu spät und wurde hauptsächlich zu Schulungszwecken eingesetzt.
Das Modell
Trumpeter bringt schon seit einiger Zeit immer wieder Modelle von Flugzeugen der Firma Fairey auf den Markt. Leider haben die Chinesen dabei nicht immer ein glückliches Händchen gehabt. Nach der kürzlich erschienenen Fairey Battle ist dies nun die nächste und sehr willkommene Neuerscheinung. Denn der bislang einzige Bausatz in diesem Maßstab ist der ca. 20 Jahre alte und schwer erhältliche Kit von Special Hobby.
Es erwarten einen 177 sauber gegossene und hoch detaillierte Teile in sehr guter Qualität, verteilt auf insgesamt neun Gießäste. Positiv: Die Teile weisen überall eine feine Nietenstruktur auf, die an Eduard-Bausätze erinnert. Kein Vergleich mehr mit älteren Trumpeter-Kits aus der “Mad-Riveter-Ära”. Die beim Original stoffbespannten Teile zeigen eine schöne Struktur. Auch die Klarsichtteile können überzeugen. Die Kanzel liegt sogar doppelt bei, sowohl einzeln als auch in alle sieben Segmente unterteilt. Sämtliche Klappen und Ruder können separat angebaut werden. Auch mit eingeklappten Tragflächen lässt sich dieses Modell bauen, hier handelt es sich schließlich um eine Trägermaschine. Neben dem Torpedo kann das Modell auch mit Bomben bestückt werden, denn die Barracuda war in der Praxis mehr ein Sturzkampfbomber als ein Torpedoflieger.
Die Decals stehen den anderen Teilen in Punkto Qualität leider etwas nach. Alles ist sauber produziert, ein paar Kokarden sind allerdings mit deutlichem Versatz gedruckt und somit leider unbrauchbar.
Zubehör
Es liegt ein Satz aus 20 photogeätzten Teilen bei, die in erster Line aus Gurtzeug und zwei Schutzgittern bestehen. Für die Kanzel und alle anderen Glasteile gibt es sogar Masken zum Ausschneiden.
Bemalung
Drei Varianten können gebaut werden: Die Versionen A und B sind Maschinen vom Flugzeugträger HMS Victorious bzw. HMS Formidable, beide mit identischem Tarnschema und Kokarden für den europäischen Kontinent. Der “Eyecatcher” ist für mich allerdings die Version C: Eine Maschine vom Flugzeugträger HMS Illustrious, getarnt in den Farben Dark Green und Slate Grey sowie mit Kokarden für den pazifischen Kriegsschauplatz (hellblau/dunkelblau) .
Die Bauanleitung ist Trumpeter-typisch klar gegliedert.
Der chinesische Hersteller gibt bei seinem “Color-Guide” die Produkte von sechs Herstellern an. Das ist vorbildlich!
Die „Beule“
Wie gesagt hatte Trumpeter bei den Fairey-Fliegern nicht immer ein glückliches Händchen. So ist die Kanzel der Fairey Albacore völlig misslungen und auch bei der kürzlich erschienenen Fairey Battle hagelte es Kritik. Mittlerweile erwartet man schon fast eine solche Art von groben Schnitzern. Und leider wird man auch bei der Barracuda fündig!
Es sind die Beulen an den vorderen Tragfächenkanten auf Höhe der Fahrwerksschächte. Sie sind für die Barracuda charakteristisch. Trumpeter hat die Ausbeulung nach vorne aber deutlich zu stark wiedergegeben, dabei geht sie im Original mehr nach unten und vor allem nach oben. Da die Fahrwerksschächte sehr nah an dieser Tragflächenkante platziert sind, könnte auch der Formenbau der Grund für die zu starke Ausbeulung sein. Bei einer realistischeren Darstellung wäre der Zwischenraum zwischen Kante und Schacht sehr dünn und würde die Produktion der Tragfläche erschweren. Auch die Stabilität würde leiden. Insgesamt ist das aber ein lösbares Problem für einen erfahrenen Modellbauer und kann den positiven Gesamteindruck nur wenig mindern.
Fazit
Trumpeter hat vieles richtig gemacht und insgesamt einen ordentlichen Bausatz produziert. Der hohe Preis (45-60 EUR!) stimmt trotz des serienmäßigen Zubehörs aber nachdenklich. Fans des fliegenden Raubfisches werden aber wohl trotzdem zugreifen, denn er ist in diesem Maßstab momentan ohne Alternative.
Marco Doehring, Stuttgart (August 2025)